Das „erste“ Kurhaus in Meran
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfreute sich Meran immer größerer Beliebtheit. Das verschlafene „Kuhstadtl“ von einst avancierte mehr und mehr zum illustren Kurort, der neuerdings auch mit zahlreichen gesellschaftlichen und kulturellen Angeboten aufwartete.
Herzstück dieser Veranstaltungen war das 1874 im Stil der Neoklassik errichtete „erste“ Kurhaus, der heutige Westflügel. Mit einem Lesezimmer, einem Rauchersalon, einem Damensalon, einem Konversationsraum, einem kleinen Spiegelsaal und kohlensäurehaltigen Bädern ausgestattet, war es einerseits Kuranstalt und diente andererseits der anregenden Zerstreuung.
Schließlich aber konnte es den gehobenen Ansprüchen der stetig anwachsenden Zahl an internationalen Gästen nicht mehr Genüge tun. Mithin wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts sein Ausbau beschlossen.
Detail am Rande
Im Lesesaal der „ersten“ Kurhauses lagen bereits rund 90 deutsche, französische, polnische, englische sowie russische Zeitungen und Zeitschriften auf. Ein livrierter Diener achtete mit wachsamem Auge darauf, dass das Lesevergnügen nicht gestört wurde. Allein das Rascheln der Zeitungsblätter, ein rücksichtsvolles Stuhlrücken oder ein verhaltenes Räuspern wurden geduldet.