Der Kreuzgang in Brixen
Eines der bedeutendsten Südtiroler Kunstdenkmale
Beschreibung
Der Kreuzgang in Brixen zählt zu den bedeutendsten Kunstdenkmälern Südtirols. Seine Außenmauern grenzen im Norden an den Dom, im Osten an den Domherrenhof, im Süden an die Domschule und die Johanneskirche und im Westen an die Liebfrauenkirche. Er selbst bildet somit das Zentrum des Dombezirks. Sein nahezu quadratisch angelegter Innenhof wird von vier Arkadengängen unterschiedlicher Breite eingerahmt. Fünfzehn der zwanzig Arkaden in ihrem Inneren sind mit zahlreichen, vorwiegend spätgotischen Fresken geschmückt. Die steinerne Totenleuchte aus der Zeit um 1500 wurde indes erst im Jahre 1928 in der Mitte des Innenhofes aufgestellt.
Einst war der Kreuzgang ein Ort der religiösen Besinnung: Hier wurden Bitt- und Betgänge abgehalten, hier fanden Domherren und andere geistliche Würdenträger über Jahrhunderte hinweg ihre letzte Ruhestätte, hierhin zogen sich Geistliche und Laien zur Kontemplation zurück. Allein in den Arkaden 16 bis 20 spielte sich das profane Leben ab: Hier durften Krämer ihre Waren steuerfrei anbieten, Domschüler verweilen etc.
Baugeschichte
In vorromanischer Zeit errichtet, erfuhr die Anlage im Laufe der Zeit diverse bauliche Veränderungen, von denen der romanische Umbau im 12. Jahrhundert und die gotische Neugestaltung im auslaufenden 14. Jahrhundert die einschneidendsten waren. Da es damals üblich war, sakrale Bauten einzuwölben, wurden alle Arkaden mit gotischen Kreuzgratgewölben versehen. In der Folge sollten nur mehr kleinere bauliche Veränderungen am Kreuzgang vorgenommen werden, sodass er noch heute vorromanische (Teile der Baustruktur), romanische (z. B. Rundbögen) und gotische Elemente in sich vereint.
Die Fresken
Bereits vor der Errichtung der Gewölbe war der Kreuzgang mit romanischen und frühgotischen Malereien geschmückt gewesen, von denen einzelne Fragmente noch erhalten sind. Die meisten der heute sichtbaren Fresken stammen jedoch aus der Zeit zwischen dem ausgehenden 14. und dem beginnenden 16. Jahrhundert. Da sich ihre Gestaltung somit über nahezu zwei Jahrhunderte zog, lässt sich an ihrem Beispiel die Entwicklung der hiesigen (spät)gotischen Malerei gut nachvollziehen. Die Darstellungen selbst sind thematisch großenteils dem Alten und Neuen Testament entnommen, weswegen sie dem einfachen Volk gewissermaßen als „Bibel“ dienten; daneben finden sich auch allegorische und antike Darstellungen.
Da die einzelnen Illustrationen im Laufe der Zeit von unterschiedlichen Domklerikern, privilegierten Laien und Bürgern der Stadt in Auftrag gegeben wurden, folgen sie keinem durchgehenden Thema; vielmehr wiederholen sich besonders beliebte Motive wie die Geburt Christi. Viele dieser Auftraggeber ließen sich übrigens im Kreuzgang begraben, sodass die von ihnen gestifteten Fresken im Grunde gemalte Grabdenkmäler sind. Allein die „profanen“ Arkaden 16 bis 20 sind seit jeher unbemalt.
Details am Rande
Wenngleich die Existenz eines Kreuzganges für die Gründerzeit nicht nachweisbar ist, ist sie doch wahrscheinlich.
Obschon die heute übliche Zählung der Arkaden im Südtrakt beginnt (erste bemalte Arkade), lässt sie nicht auf die Reihenfolge ihrer Entstehung schließen. Vielmehr wurden die Bilder ein und derselben Arkade oftmals von verschiedenen Künstlern zu unterschiedlichen Zeiten gefertigt.
In der 13. Arkade ruht ein gewisser Meister Utz(o), dessen Wandgrabmal mit einer Inschrift und einem „sprechenden“ Wappen mit Maurer- und Steinmetzwerkzeug verziert ist. Da ansonsten nur wenige Laien im Kreuzgang begraben wurden, liegt die Vermutung nahe, dass die gotische Umgestaltung unter seiner Leitung erfolgte.