Die alten Stadtmauern Brixens
Zu den alten Stadtmauern im Besonderen
Der genaue Verlauf der alten Stadtmauern ist heute nicht mehr exakt rekonstruierbar. Allerdings wissen wir, dass sie in den ersten Jahrhunderten nach ihrer Erbauung von einem Wehrgraben umgeben waren, von dem die Namen zweier Straßen noch heute zeugen: der Große und der Kleine Graben.
Der Zugang zur Stadt war somit nur durch die vier Haupttore möglich, zu denen Einwohner und Besucher über Zugbrücken gelangten.
Wurden die Stadtmauern noch im 15. Jahrhundert unter Androhung schwerster Strafen sorgsam gehütet, verloren sie im Laufe der Zeit ihre ursprüngliche Bedeutung als Verteidigungsanlage.
Als die Hausbesitzer mit der Auflassung des Grabens in der Mitte des 16. Jahrhunderts ihre Häuser bis zu den Stadtmauern erweitern durften, wurden sie so nach und nach in die nun entstehenden Neubauten integriert – aus diesem Grunde entsprechen etwa die Häuserfronten am Großen Graben dem damaligen Mauerverlauf.
Nebst kleinen Mauerresten haben sich jene am ehemaligen Lachmüller Haus am besten erhalten, die für heutige Besucher vom Kleinen Graben aus zugänglich sind. Dort erstreckt sich die alte Mauer in einer Länge von circa 20 Metern im Originalzustand. Ferner ist hier noch der einzige Überrest des söllerartigen Wehrgangs zu sehen, welcher dereinst die ganze Mauer entlanglief.
Historischer Hintergrund
Die sog. "Neustadt", deren Namen das neue Viertel klar vom ältesten in Stufels abgrenzen sollte, umfasste den Bezirk, der sich vom Weißen Turm über den Großen und Kleinen Graben zu Hofburg und Kassianeum hin und nordwärts wieder zum Weißen Turm erstreckte.
Ihr Grundriss bildete somit ein nahezu exaktes Viereck, das von hohen Stadtmauern mit Wehrgängen und Wehrtürmen, Zugbrücken und Stadttoren umgeben war.
Wann genau selbige errichtet wurden, ist allerdings noch nicht restlos geklärt: Während die lokale Forschung ihre Erbauung lange Zeit in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts ansiedelte, wird in neueren Datierungsansätzen erst die Zeit um 1230-50 genannt.
Dennoch könnte ein Teil der Viereckanlage bereits im 11. Jahrhundert mit einfachen Steinmauern befestigt gewesen sein: der Dombezirk. Das neue Viertel spaltete sich nämlich von Anbeginn an in zwei klar voneinander getrennte Bezirke: Dem südlichen Teil mit den Kirchen und Wohnungen des Klerus stand im Nord- und Westteil der weltliche Distrikt gegenüber.
Die Pfarrkirche St. Michael bildete somit gewissermaßen die Nahtstelle zwischen „Bürger-“ und „Bischofsstadt“. Ob Dombezirk und Bürgerstadt nach einem einheitlichen Plan angelegt wurden, lässt sich übrigens nicht mehr mit Gewissheit sagen.
Detail am Rande
Neben ihrer Schutzfunktion galt die Wehrmauer auch als Symbol der umfassenden weltlichen und geistlichen Ordnungsmacht der Bischöfe, welche mit umfangreichen Privilegien wie der Grundherrschaft oder den Zoll- und Forstrechten ausgestattet waren.