Das Rathaus in Brixen
Der Sitz des Gemeinderates in Brixen
Der heutige Sitz des Gemeinderates war über die Jahrhunderte hinweg ein einfaches Bürgerhaus, in dem Mehl und andere Viktualien verkauft wurden. Anders als vielleicht vermutet, stammt der Bau nicht aus dem Spätmittelalter, sondern wurde selbigem lediglich nachempfunden. Als es nämlich gegen Ende des 19. Jahrhunderts in ganz Europa in Mode kam, Bauelemente in ihre mittelalterliche Form zurückzuführen, ließ auch der Regierungsrat Ferdinand von Kaltenegger das eben erworbene Gebäude um ein Stockwerk erhöhen und mit mittelalterlichen Elementen (Wachturm, zinnenbewehrtes Dach, Wandtäfelung sowie Balkendecken im Inneren etc.) versehen. Die einstige Warenhandlung war so zum repräsentativen „Schloss Taurenstein“ herangewachsen.
Als Kaltenegger 1911 verstarb, erwarb die Gemeinde das Haus. Die anschließende Übersiedelung des Rathauses von der Nordseite der Lauben in deren südliche mit einer dem Domplatz zugewandten Seite sollte in gewissem Sinne auch eine veränderte Einstellung zur Kirche signalisieren: Waren die Gemeindeväter bislang eher im nördlich-weltlichen Bereich der Stadt tätig gewesen, weiteten sie von nun an ihren Einfluss vermehrt auf den südlichen, bislang kirchlich dominierten Bereich aus.
Kleine Details am Rande
Von 1450-1525 wurden in Brixen viele Fassaden mit sog. „Fugenmalereien“ geschmückt. Die weißen Fugen auf Naturputz bzw. die roten, grünen oder schwarzen Fugen auf weißem Putz sollten der Außenarchitektur eine edlere, hochwertigere Note verleihen. An der Nordfassade des neuen Rathauses (Zugang Große Lauben) ist dieser einstige Zierrat, der übrigens im gesamten deutschen Kulturraum Verbreitung fand, noch gut erkennbar. Die ebenfalls mittelalterlich anmutenden Wandmalereien im Inneren zeigen Ereignisse aus der Tiroler und der Brixner Geschichte im Speziellen.