Die Pfarrkirche in Brixen
Baugeschichte
Bereits im Jahre 1038 war dem heiligen Michael an dieser Stelle eine Kirche geweiht worden. Als selbige gegen Ende des 15. Jahrhunderts im gotischen Stil neu erbaut wurde, blieb vom einst romanischen Bauwerk nur noch das alte Mauerwerk bestehen, das in die neue Kirche integriert wurde. Gut 250 Jahre später wurde das Innere der Pfarrkirche dem Stil der Zeit angepasst und völlig barockisiert. Allein die aus dem 15. Jahrhundert stammende Holzskulptur am linken Seitenaltar zeugt bis heute von ihrem einstmals gotischen Innenleben. Sie bildet jene Station des Kreuzweges nach, in der Simon von Cyrene geheißen wird, dem kreuztragenden Jesu zu Hilfe zu eilen.
Bedeutungswandel
Die St.-Michaels-Kirche war zunächst eine reine Friedhofskirche. Erst im Laufe des 13. Jahrhunderts stattete sie Bischof Bruno mit allen geistlichen und weltlichen Rechten aus und unterstellte sie zur Gänze dem Domkapitel. Die einstige Friedhofskirche war so zur Stadtpfarrkirche herangewachsen, welche neben Brixen auch Vahrn, Schalders, Tils und Tschötsch umfasste. Ab sofort war der Dom gewissermaßen die Kirche des Bischofs und der Diözese, während die St.-Michaels-Kirche die Pfarrei, das Dekanat und somit die Brixner Bürger repräsentierte.
Ihr Inneres
Noch heute birgt die Pfarrkirche zahlreiche Sehenswürdigkeiten, von denen vorerst nur die barocke Orgel, das Hochaltarbild mit der Darstellung des heiligen Michaels im Kampf gegen Luzifer, die Engelsfiguren des bedeutenden Barockbildhauers Johann Perger neben dem Altar sowie die Deckenfresken des Troger-Schülers Josef Hautzinger genannt seien. Letztere kreisen thematisch um die heiligen Engel: Der Erzengel Michael, der Namensgeber der Kirche, ziert das erste Joch des Langhauses, während im zweiten und dritten die Verkündigung Gabriels an Maria sowie die Begleitung des Tobias durch den Erzengel Raphael dargestellt sind. Den Chorraum schmückt indes ein Engelschor, der die Heilige Dreifaltigkeit anbetet. Unter den Engeln finden sich u. a. der Stadtpatron Kassian, der Feuerpatron Florian sowie der Wasserschutzheilige Johannes von Nepomuk. Die Scheinkuppel über der Sängerempore ist übrigens in Anlehnung an Trogers einstige Vierungskuppel im Dom entstanden, welche gegen Ende des 19. Jahrhunderts einer neuen Darstellung weichen musste.
Kleine Details am Rande
Obschon die St.-Michaels-Kirche im 13. Jahrhundert zur eigenständigen Pfarrkirche herangewachsen war, sollten die Wappen des Bistums und des Fürstbischofs Melchior von Meckau (1440-1509) an der rechten Seite des barocken Eingangsportals die nach wie vor bestehende bischöfliche Vorherrschaft demonstrieren. Zugleich mit der ersten Brixner Volkszählung im Jahre 1570 legte die Pfarrei St. Michael Pfarrbücher an, in welchen fortan alle Geburten, Trauungen und Sterbefälle erfasst wurden.