Die Promenaden in Meran als Kurangebot
Bis zur Entdeckung des Tuberkelbazillus im Jahr 1882 durch Robert Koch kamen insbesondere Schwindsüchtige in der Hoffnung auf Heilung bzw. Linderung nach Meran. Eingehüllt in ihre Wolldecken, suchten sie sich ein lauschiges Plätzchen und atmeten begierig die heilversprechende Luft.
Nach Kochs Entdeckung aber verordneten immer mehr Ärzte angesichts der nunmehr evidenten Ansteckungsgefahr eine medizinische Behandlung in einem geschlossenen Sanatorium. Da Meran keine solchen anbot, geriet es als „offener“ Kurort zunehmend in Bedrängnis. Um diese Krise rechtzeitig abzuwenden, entwickelte sich die Passerstadt von der Lungenheilstätte zu einem bekannten Klima- und Luftkurort, der mit zahlreichen innovativen Angeboten aufwartete und nebst kranken oder kränklichen auch immer mehr gesunde, aber erholungsbedürftige Besucher anlockte.
Besonders vielversprechend war die sog. „Terrainkur“, eine Bewegungskur auf mäßig ansteigenden Wegen, die vornehmlich Herzkranken und Übergewichtigen bzw. Fettleibigen ans Herz gelegt wurde. In der Folge wurden in und um Meran zahlreiche Promenaden und Wanderwege angelegt, die sich sanft den Hängen des Küchelberges oder der Passer entlangziehen.
Details am Rande
Merans Attraktivität gründet nicht zuletzt in seinem milden Klima, welchem es seine üppige Pflanzenwelt zu verdanken hat: Während die 3000m hohe Texelgruppe das Eindringen kalter bzw. Niederschlag bringender Luftmassen aus dem Norden verhindert, ist der Meraner Talkessel nach Süden hin weit geöffnet. Mithin wachsen und gedeihen hier selbst wärmeliebende und exotische Pflanzen, welche aus Merans Promenaden wahre Augenweiden machen. Diese Besonderheit hat übrigens auch den deutschen Schriftsteller Stefan Zweig in seinen Bann gezogen. In seinen Reiseskizzen von 1919 lobte er den Liebreiz der lichtdurchfluteten Passerstadt überschwänglich.
Wie in allen Kurorten von Rang und Namen durfte auch in Meran die musikalische Umrahmung nicht fehlen. Einerseits diente sie der Unterhaltung der Gäste, andererseits aber sprach man ihr auch heilende Wirkung zu. Während der Saison gehörten daher die Promenadenkonzerte, die ab 1900 dreimal täglich mit beschwingten Polkas, Walzern und Potpourris aufwarteten, sowie die morgendlichen „Molkenkurkonzerte“ zum musikalischen Mindestprogramm.